Jürgen Zimmermann im Interview: Gibt es für E-Autos eine Alternative?

16.05.2024 · Elektromobilität

Von Alischa Knüttel

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E-Auto Alternative - Interview mit Jürgen Zimmermann - Thumbnail Blog

Jürgen Zimmermann ist seit 2009 Inhaber einer freien Autowerkstatt und hat sich 2019 für einen drastischen Schritt entschieden. Er hat alles auf eine Karte gesetzt und alle Verbrennerautos aus seiner Werkstatt verbannt. 2021 startete er seinen YouTube-Kanal AT-Zimmermann, der mittlerweile eine starke Community von 54.000 Abonnenten hat. Außerdem wird er ein überzeugter Partner von carbonify und dies findet regelmäßige Erwähnung in seinen Videos.

In diesem Interview teilt er seine Geschichte mit carbonify, beleuchtet mit uns die technische Seite von E-Fahrzeugen und erklärt, warum es für ihn keine „E-Auto Alternative“ gibt.

Hallo Jürgen! Wie ist dein Arbeitsalltag als Inhaber einer Werkstatt und eines YouTube-Kanals?

„Es gibt immer viel zu tun. Ich kann mich nicht beklagen. Durch meine Entscheidung im Jahr 2019, nur noch Elektroautos in meiner Werkstatt südlich von Landsberg am Lech anzunehmen, habe ich alles auf eine Karte gesetzt, weil ich an die Elektromobilität alternativlos glaubte.

Also mache ich jeden Tag das, was mir Spaß macht: Ich drehe Videos für meinen Kanal und kümmere mich in meiner Werkstatt hauptsächlich um die Fahrwerke verschiedenster Tesla Modelle, da dieses weiterhin ein Schwachpunkt bei Tesla ist.

Wir reparieren aktuell fast nur Teslas, dennoch ist mein Alltag sehr vielfältig. Immer wieder entdeckt man etwas Neues und das macht das Ganze sehr abwechslungsreich. Obwohl ich in der Zukunft auch vorhabe, andere Marken und Modelle mit aufzunehmen. Ich konzentriere mich gerne auf die Schwachstellen des jeweiligen Modells. Die Elektromobilität – trotz des immens hohen Potenzials – nicht perfekt ist. Uns werden in der Zukunft sicher noch weitere spannende Innovationen bevorstehen.“

Jürgen Zimmermann in seiner Werkstatt

Wie kamst du dazu, einen YouTube-Kanal zu eröffnen?

„Seit ich meinen Kanal nach Alex Bangulas Ratschlag gestartet habe, explodierte die Auftragslage in meiner Werkstatt regelrecht.

Ich selbst fahre seit 2015 ein E-Auto und bin seither begeistert von der Entwicklung der Elektromobilität. Durch diese Begeisterung habe ich mir viel Wissen angehäuft. Alex riet mir damals, mein Wissen über YouTube weiterzugeben, da dieses Thema mehr Aufklärung benötigt. Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich habe ich dann einen Kanal eröffnet und lasse meine Community an meinem Arbeitsalltag und Technik-Checks von verschiedenen E-Fahrzeugen teilhaben.“

Was begeistert dich so sehr an der Elektromobilität?

„Ich war noch nie ein Petrolhead in dem Sinne. Ich habe mich schon immer für Autos, deren Antriebe und die Technik dahinter interessiert. Nach einer Weile habe ich aus Verbrauchsgründen meinen großen Verbrenner weggegeben und einen Opel Ampera gekauft.

Das war für mich ein „Aha-Erlebnis“: Die ersten 40 bis 60 km elektrisch fahren und danach schaltete sich dann der Verbrenner ein. Ab diesem Punkt hat mir das Auto keinen Spaß mehr gemacht. Irgendwann bin ich dann zu Tesla gegangen – eigentlich nur für eine Probefahrt – heimgefahren bin ich dann mit einem Kaufvertrag.

Auch wenn ich heute andere Tesla Modelle fahre, habe ich meinen ersten noch hier, da ich seitdem für das ganze Thema brenne.

Mein letzter Verbrenner hatte 344 PS, aber wenn man einmal ein Elektroauto hatte, merkt man den Unterschied zwischen Verbrenner-PS und Elektro-PS.“

„Verbrenner sind eigentlich Heizungen, die auch fahren können.“

„Verbrenner sind – wenn man es Wirkungsgrad-technisch betrachtet – fahrende Heizungen: Durchschnittlich 80 % der aufgewendeten Energie wird vom Verbrennungsmotor in reine Wärmeenergie umgewandelt, hingegen nur etwa 20 % landet als Bewegungsenergie im Straßenverkehr.

Warum also Energie verschwenden, die die Umwelt aktiv noch etwas mit aufheizt? Beim Wasserstoffauto sieht das ganze auch nicht besser aus: Hier liegt der Gesamtwirkungsgrad bei 40 bis 50 % – gemessen von der Wasserstoffherstellung bis zum Rad. Dies wird auch „Well-to-Wheel“ genannt.

Für mich gibt es keine Alternative zum E-Auto. Hier befinden wir uns bei einem Gesamtwirkungsgrad von über 70 %.“

Die Reifenwechsel-Saison gibt es auch bei E-Mobilität

„Ladesäulen schießen wie Pilze aus dem Boden“

„2015 war es nicht so leicht, rein elektrisch durch Deutschland zu fahren. Die Reichweiten waren geringer als aktuell und Ladesäulen gab es deutlich weniger entlang der Autobahnen.

Mittlerweile haben E-Autos mehr Reichweite und es wurden Zehntausende neue Ladestationen gebaut, was das elektrische Fahren absolut alltagstauglich macht.“

Wie schätzt du die Zukunft der E-Mobilität ein?

„Welche sinnvollen Alternativen haben wir zum E-Auto? Es läuft am Ende auch wieder auf den Wirkungsgrad hinaus: Man braucht unglaublich viel Strom, um diese Kraftstoffe herzustellen, damit man sie dann in einer fahrenden Heizung mit 80 % Energieverlust verbrennt.

Auch bei Wasserstoffautos ist das Tanken und die Druckverhältnisse ein Riesenproblem und dessen Kosten und Nutzen sind für mich nicht zu rechtfertigen. Wasserstoff lässt sich zwar in 5 Minuten tanken, aber eine Wasserstofftankstelle kann nicht beliebig viele Autos nacheinander bedienen.

In den USA gab es für das Wasserstoffauto einer bestimmten Marke eine Tank-Flatrate kostenlos on top. Gut und schön, nur hatten die Besitzer der Autos eine WhatsApp-Gruppe, um zu vereinbaren, wer wann tankt. Denn wenn der Druck in dem Vortank der Zapfsäule nicht vollständig hergestellt ist, kann man den Autotank nur bedingt füllen und muss gut und gerne 30 Minuten warten, bis man sein Fahrzeug volltanken kann.

Meiner Meinung nach haben wir also keine Alternative zu E-Autos und müssen hier alles auf eine Karte setzen.“

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Was ist die THG-Quote bzw. die Treibhausgasminderungsquote?

Die Treibhausgasminderungsquote oder kurz die THG-Quote ist ein gesetzliches Klimaschutzinstrument, um den Ausstoß von CO2-Emissionen insbesondere im Verkehrssektor zu reduzieren.

Der THG-Quotenhandel liegt der THG-Quote zugrunde. Unternehmen, wie Mineralölkonzerne, die fossile Kraftstoffe, (z. B. Diesel oder Benzin) in Umlauf bringen und so maßgeblich zum CO2-Ausstoß beitragen, werden durch die THG-Quote dazu verpflichtet, ihre Emissionen jedes Jahr um einen festgesetzten Prozentsatz zu reduzieren.


Im Jahr 2030 soll dieser Satz bei 25 % liegen. Bei Nichteinhaltung der Quote wird eine Strafzahlung (Pönale) für jede nicht eingesparte Tonne CO2 fällig. Die Pönale ist wesentlich teurer: Aktuell liegt sie bei 600 € pro Tonne ausgestoßenem CO2.


Die THG-Quoten von Dritten wie z. B. E-Mobilisten aufzukaufen, wenn quotenverpflichtete Unternehmen ihre THG-Quote nicht durch andere Maßnahmen, wie z. B. das Beimischen von Ökokraftstoffen erfüllen können, bildet die Nachfrage im THG-Quotenhandel.

Die THG-Quote ist durch das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) und die 38. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV Nr. 38) geregelt. Gemäß der 38. Bundes-Emissionsschutzverordnung ist das Umweltbundesamt für die Prüfung der in Verkehr gebrachten Kraftstoffe zuständig und zertifiziert die von carbonify eingereichten THG-Quotenanträge.


Seit Ende Juli 2023 sind Neuerungen in der 38. Bundes-Emissionsschutzverordnung in Kraft getreten.

Hauptsächlich sind es Mineralölkonzerne, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihre Treibhausgasemissionen im Rahmen der THG-Quote jedes Jahr um einen festgelegten Prozentsatz zu mindern.


Halten die quotenverpflichteten Unternehmen sich nicht an Ihre Quote, wird eine Strafzahlung für jede nicht eingesparte Tonne CO2 in Höhe von 600 € pro Tonne CO2 fällig.


Ein Quotenverpflichteter hat unterschiedliche Erfüllungsoptionen, um die Anforderungen der THG-Quotenerfüllung zu bewerkstelligen. Insbesondere ist es der Verkauf von Biokraftstoffen, wie z. B. E10 oder E5 an der Tankstelle.


Da die THG-Minderungsquote in den vergangenen Jahren jedoch bedeutend gestiegen ist und bis 2030 auf 25 % steigen wird, schaffen Mineralölkonzerne es nicht allein durch den Verkauf von Biokraftstoffen die Anforderungen zu erfüllen, sodass Strafzahlungen drohen. Deswegen werden THG-Quotenmengen durch öffentliche Ladeinfrastruktur generiert oder die eingesparten CO2-Emissionen von Privatpersonen oder Unternehmen gekauft.

Die THG-Quote kann von allen Haltern von E-Autos, sowie von Ladeinfrastrukturbetreibern beantragt werden. Dabei ist es egal, ob es sich hierbei um private E-Auto-Besitzer, E-Flottenbetreibern in Unternehmen oder Eigentümer von öffentlicher Ladeinfrastruktur handelt. Allerdings gibt es bei den Fahrzeugen eine Unterscheidung: Es müssen quotenberechtigte Fahrzeuge sein.

Die THG-Quote kann einmal pro Kalenderjahr beim Umweltbundesamt beantragt werden. Gesetzlich ist das Instrument bis 2030 vorgesehen.

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